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ehemals Württembergischer Verein zur Förderung der humanistischen Bildung e.V.

Dienstag, 18. August 2015

Feldherr, Priester, Superstar - Große Sonderausstellung „ICH GERMANICUS!“ vom 20.06.-1.11.2015

30 kg Marschgepäck: Römische Legionäre unterwegs auf genagelten Schuhsohlen
Römer on Tour © VARUSSCHLACHT im Osnabrücker Land,
Photo Hermann Pentermann
Kettenpanzer, Schild in Lederhülle, Wurfspeer, Schwert, Helm, 30kg Gepäck und mühsame Märsche von 15-25km auf genagelten Sohlen... Der Schweiß rinnt in Strömen, aber immerhin haben die Darsteller besseres Wetter als die Legionäre vor über 2.000 Jahren. Und die Italiener der Reenactement-Gruppe Legio I Italica will auch kein Germane in einen Hinterhalt locken, bewerben sie doch eindrucksvoll eine lohnenswerte Sonderausstellung mit Leihgaben aus dem British Museum in London und dem Louvre in Paris. Marscheindrücke kann man auf Römer on Tour, einer speziellen Seite des Museums, abrufen. Zudem bietet der Ausstellungsort Kalkriese vielfältige Programmpunkte an, darunter auch Sommer- und Herbstferienprogramme für Familien und Schüler, Römische Gastmähler, Rollenspiele und Vortragsreihen.
Um sich ein genaueres Bild des Themas machen zu können, folgt hier nun eine verkürzte Wiedergabe aus der Presseinformation des Museums: Die große Sonderausstellung „ICH GERMANICUS! Feldherr Priester Superstar“ in Museum und Park Kalkriese nimmt das Leben und Wirken des römischen Feldherren Germanicus in den Blick. Auf 500 Quadratmetern beleuchtet sie nicht nur die sogenannten „Rachefeldzüge“, in denen Germanicus sechs Jahre nach der Varusschlacht eine gewaltige Streitmacht ins heutige Nordwestdeutschland führte. Sie gibt auch ein umfassendes Bild einer schillernden Persönlichkeit der antiken Welt. „Zu Lebzeiten war Germanicus eine Berühmtheit im gesamten römischen Reich. Er hatte hohe politische und militärische Ämter inne und war aufs engste mit der Kaiserherrschaft verbunden“, so Geschäftsführer Dr. Joseph Rottmann.
Knochengruben und römische Bildkunst
Die thematische Bandbreite spiegelt sich auch in den Objekten der Ausstellung. Neben archäologischen Objekten werden herausragende antike Kunstwerke ausgestellt, wie etwa die kunstvolle Scheide des „Schwert des Tiberius“. „Die vielen öffentlichen Darstellungen von Germanicus zeigen seine herausgehobene Stellung in der römischen Gesellschaft“, so Rottmann. „Grund dafür Germanicus dieses Jahr in den Mittelpunkt einer Ausstellung zu rücken, waren die militärischen Aktivitäten in Germanien vor 2000 Jahren“.
Karriere an den Schaltstellen der Macht
Wenige Jahre nach der Varusschlacht wurde Germanicus Oberbefehlshaber der Truppen an der germanischen Grenze des Römischen Reichs. Damit verfügte der junge Feldherr über eine gewaltige Streitmacht. Fast 50.000 Soldaten in acht Legionen und 1000 Kriegsschiffe sollten die verheerende Niederlage des Varus rächen und die germanischen Stämme endlich unterwerfen. In den Jahren 14 bis 16 n. Chr traf Germanicus mit wechselnden Schlachterfolgen auf Arminius, seit der Varusschlacht der führende Gegenspieler Roms. Es gelang den Römern, zwei verlorene Feldzeichen zurück zu erobern, Arminius schwangere Frau Thusnelda gefangen zu nehmen und die Gefallenen der Varusschlacht zu bestatten. Der Erfolg einer endgültigen Eroberung Germaniens blieb Germanicus jedoch versagt, als er im Jahr 16 n. Chr. nach Rom zurück beordert wurde. Germanicus Popularität hing jedoch nicht alleine an militärischen Erfolgen. In eine mächtige römische Familie hineingeboren, hatte er bereits vor dem Aufenthalt in Germanien Karriere in der Hauptstadt gemacht. Als Augur hatte er eines der wichtigsten Ämter Roms inne, standen diese doch im Ruf, den Willen der Götter erkunden zu können. Oft ist von den Auguren als den höchsten Priestern Roms die Rede. „Wir dürfen uns die Auguren aber nicht im Sinne von Seelsorgern als Priester vorstellen“, so Dr. Stefan Burmeister, Kurator der Ausstellung in Kalkriese. „Dieses Amt genoss hohes Ansehen, übte aber auch politischen Einfluss aus und zeigt, wie nah Germanicus an den Schaltstellen der Macht war“.
Dieser Einfluss ist vor allem über die Familiengeschichte zu erklären. Germanicus Vater Drusus war selbst ein wichtiger Feldherr und Stiefsohn des Kaiser Augustus, der Germanicus stark protegierte. Vor seinem Tod sorgte Augustus dafür, dass Germanicus durch den späteren Kaiser Tiberius, adoptiert wurde und somit als Thronfolger Aussicht auf die Herrschaft in Rom hatte. Durch seinen frühen Tod im Jahr 19 n. Chr. wurde er nie Kaiser, seine öffentliche Präsenz war aber durchaus mit der heutiger „Royals“ vergleichbar. „Germanicus und seine Frau Agrippina standen im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, zumal er mit seinem Charisma den amtierenden Kaiser Tiberius, seinen Onkel, oft in den Schatten stellte“, erklärt Burmeister. 

Ich - Germanicus 2015

Museumsleiterin Dr. Heidrun Derks, Geschäftsführer Dr. Joseph
Rottmann, Kurator Dr. Stefan Burmeister und Ausstellungsarchitekt
Moritz Schneider (v. r. n. l.) © VARUSSCHLACHT im
Osnabrücker Land, Photo Elvira Parton
Serviceinformationen
Sonderausstellung „ICH GERMANICUS! Feldherr Priester Superstar“ / Varusschlacht im Osnabrücker Land - Museum und Park Kalkriese Venner Straße 69, 49565 Bramsche-Kalkriese
Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 18 Uhr
Buchung für Gruppen und Schulklassen unter fuehrungen@kalkriese-varusschlacht.de oder Telefon 05468 9204 200

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